Unser Mann bei Europol – und bei der größten Mafia-Razzia

Kirchberger und Stelzer

© Land OÖ, Peter Mayr

Anfang Mai dieses Jahres wurden 132 Mitglieder der weltgrößten Mafia-Organisation, der kalabrischen Ndrangheta, verhaftet. Mittendrin statt nur dabei: ein Oberösterreicher. Als Mitarbeiter der EU-Polizeibehörde Europol agierte Thomas Kirchberger als Verbindung zwischen den Carabinieri und einem in die Razzia eingebunden Journalisten – die von ihm gemachten Fotos über den Zugriff schafften es bis in brasilianische Medien.

OTTENSHEIM, DEN HAAG. Zugute kamen dem 36-jährigen Ottensheimer in diesem Fall seine Sprachkenntnisse als Sohn einer Italienerin, die auch mit ein Grund waren, dass er erfolgreich aus dem internationalen Bewerbungsverfahren bei Europol hervorgegangen ist. Seit April 2022 arbeitet er bei der EU-Polizeibehörde im niederländischen Den Haag, die die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union speziell in den Bereichen schwere organisierte Kriminalität, Drogenhandel, Menschenschmuggel, Kinderpornographie oder Terrorismus bei grenzüberschreitenden Ermittlungen unterstützt. 2.270 Polizisten waren beim weltgrößten Einsatz der Mafia in Belgien, Deutschland, Italien, Frankreich, Portugal, Slowenien, Spanien, Rumänien, Brasilien und Panama im Einsatz – koordiniert von Europol. Sie holten Ndrangheta-Mitglieder um vier Uhr früh aus ihren Verstecken, etwa aus Wänden in Häusern.
Europol-Pressemeldung über die Mafia-Razzia

Betreuung des US-Justizministers

Kirchberger ist im 17-köpfigen Kommunikationsteam der Europol-Direktorin Catherine De Bolle tätig und dort neben Pressearbeit auch Protokollzuständiger, heißt: Er empfängt und betreut hochrangige Besucher wie etwa den US-Justizminister oder zuletzt beim Besuch einer oberösterreichischen Delegation Landeshauptmann Thomas Stelzer. Ihn informierte er beim Besuch in der Europol-Zentrale über Fortschritte in der Verbrechensbekämpfung.

zwei männer in anzügen, hände schütteln

Thomas Kirchberger aus Ottensheim empfing Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der EU-Polizeibehörde Europol in Den Haag. Kirchberger ist dort seit eineinhalb Jahren in der Kommunikationsabteilung im Kabinett der Direktorin tätig. Foto: Land OÖ/Peter Mayr

Absolvent der JKU

Seine berufliche Laufbahn hat Kirchberger nach dem Jus-Studium an der JKU in Linz als Uniassistent begonnen. Nach einer Station im Justizministerium wechselte er ins Innenministerium, war dort unter anderem Lehrgangsleiter für die Verwaltungsleitung und für Kommunikation zuständig. Als sich die Gelegenheit ergab, bewarb sich der Ottensheimer mit Zustimmung des Innenministeriums für die Stelle bei Europol: "Sie wurde europaweit ausgeschrieben, aber mein Profil mit juristischem Hintergrund und dass ich drei Sprachen fließend spreche, Deutsch, Englisch und Italienisch, hat perfekt gepasst." 

Nur mit Rad und Zug unterwegs

Bis 2026 läuft Kirchbergers Europol-Vertrag – "und ich genieße es sehr hier". Den Haag sei als Regierungssitz de facto die Hauptstadt der Niederlande, der Weg von der Europol-Zentrale bis zum Strand dauere nur fünf Minuten – mit dem Rad: "Ich bin fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs, und zwischen den Städten mit dem Zug. Mein Auto steht in Wien, um von dort meine Eltern in Ottensheim zu besuchen." Das macht Kirchberger alle zwei Monate, alle zwei bis drei Wochen fliegt er nach Wien. Langfristig wolle er auf jeden Fall nach Österreich zurückkehren – Badeseen oder Berge wie in der Heimat gebe es in den Niederlanden nicht. Dafür sei die Zusammenarbeit mit den Europol-Kollegen aus allen Nationen etwas ganz besonderes – "und die wunderbare Surferkultur an den Stränden in der Nähe".

21.09.2023